Das mag nicht die reine Lehre sein, aber es ist praktisch, die Blumen nach der Farbe ihrer Blüten zu unterscheiden. Hier finden sich die mit weißen und roten Blüten aus unserem Garten. Weggelassen habe ich die offensichtlich ausgesäten oder eingesetzten Kulturpflanzen.
Noch ein Hinweis in eigener Sache: Die Bestimmung der Arten ist mitunter sehr schwierig. Ist mir ein Fehler unterlaufen, so würde ich mich über einen Hinweis sehr freuen.
Der Inhalt
Der Spitzwegerich
Wenn es in der Beschreibung von „ausdauernd krautige“ Pflanze die Rede ist, dann hat man es mit einem widerspenstigen Gewächs zu tun, dass den Garten nicht freiwillig verlassen wird. Wenn man dann aber erkennt, dass dieses Grün immerhin 23 Schmetterlingsarten zur Nahrung dient, darunter Namen wie „Kleiner Erdröhren-Sackträger“, dann ist das Ausreißen des Spitzwegerichs verantwortungslos. Jedenfalls aus Sicht des Kleinen Grasbären oder des Roten Scheckenfalters, der leider schon auf der Roten Liste steht.
Die Blätter sind schmal und länglich (lanzettlich) und liegen häufig dicht am Boden. Daraus wachsen blattlose Stängel, an deren Ende sich der walzenförmige Blütenstand befindet. Dessen Staubbeutel ragen weit raus und sind so gut vorbereitet, vom Wind weggetragen zu werden. Der Spitzwegerich war Arzneipflanze des Jahres 2014.
Gegen Insektenstiche wirken die zerriebenen Blätter, deren Inhaltsstoffe auch den Hustenreiz lindern oder bei Hautreizungen helfen.

Das Ruprechtskraut
Das Ruprechtskraut führt auch den wenig schmeichelhaften Namen Stinkstorchschnabel. Tatsächlich besitzt er einen etwas unangenehmen Geruch, vor allem, wenn man sich an seinen Wurzeln zu schaffen macht. Das Ruprechtskraut wächst im Garten nahezu überall, wenn man es lässt. In der prallen Sonne ebenso wie im Schatten, wobei ich die roten Fruchtstände noch attraktiver als die rosa Blüten finde. Das Kraut hat eine dicke Wurzel, die abbricht, wenn man sie herausziehen will. Dabei ist es nur ratsam, den Wuchs ein wenig zu begrenzen, denn das Ruprechtskraut macht sich als Schattenpflanze, als Bodendecker oder an unzugänglichen Stellen wirklich gut und es versorgt auch noch einige wenige Schmetterlings- und Wildbienenarten. Auch den Großen Wollschweber habe ich schon den Blüten gesehen.
Schnecken lassen das Ruprechtskraut in Ruhe. Die Blätter der Pflanze werden bei intensiver Sonne rötlich, eine Art Sonnenschutz.

Die Walderdbeere
Die Wiese beherbergt auch die Walderdbeere, die Ende Juli und August dann die tollen roten Früchte hervorbringen. Leider werden auch die Walderdbeeren „Opfer“ des Mähens, auch wenn wir dieses Wiesekürzen schon auf wenige Male im Jahr reduziert haben. Die Erdbeeren sind sehr klein, meist lassen wir sie an der Pflanze, da auch andere Gartengäste wie die Vögel sie gern genießen. Aber auch Ameisen und Schnecken finden sich an den Früchten.
Walderdbeeren auf Gemälden mit christlichen Motiven stehen für gute und fromme Gedanken und sind meist Maria zugeordnet. Früher, vor der Entdeckung der Chile-Erdbeere (unserer heutigen Haupterdbeere) versuchte man, die Walderdbeeren zu kultivieren.

Die Bunte Kronwicke
Neben der Vogel-Wicke hat es einen weiteren Hülsenfrüchtler in den Garten verschlagen, nämlich die Bunte Kronwicke (Securigera varia). Die fällt durch ihre doldenartige Blüte auf, bis zu 20 Stück finden sich an einer Pflanze. Die Blätter sind gefiedert, die Wurzeln reichen tief in den Boden. Die Kronwicke macht sich auch im Ziergarten gut, an Zäunen zum Beispiel, an denen sie sich zu einer Höhe bis zu einem Meter hochrankt. Wie die Vogel-Wicke (und allgemein Hülsenfrüchtler) sorgt sie für einen positiven Stickstoffeintrag in den Boden, außerdem festigt sie Böden in Hanglage durch ihre Wurzeln.
Die Bunte Kronwicke ist für zahlreiche Wildbienen und Schmetterlinge eine wichtige Nährpflanze, allein dies sichert ihr Überleben in unserer Wiese.
Für Pferde scheint die Bunte Kronwicke gefährlich, ja sogar tödlich zu sein, während Kühe oder Schafe sie fressen können

Der Weißklee
Im Grunde gilt all das, was auch für den Rot- oder Wiesenklee gilt: Auch der Weißklee (Trifolium repens) wurde nicht eingeladen, ist aber ständiger Gast im Garten, er nimmt viel Raum ein und er macht sich nützlich. Zum einen führt er dem Boden Stickstoff zu (also Dünger), zum anderen bewirtet er Insekten, vor allem Hummeln und Bienen sind häufig an seinen Blüten zu finden.
Rausrupfen bringt nichts, denn der Weißklee wurzelt über einen halben Meter tief. Aber man kann ihn so ein wenig in Schach halten.

Der Rotklee
Niemand hat ihn eingeladen, er ist einfach da und macht sich nützlich: Der Rotklee (Trifolium pratense). Er wird auch Wiesenklee genannt. Im Gegensatz zum Weißklee kann diese Pflanze deutlich höher wachsen, bis zu 70 Zentimetern. Der Wiesenklee gehört zu den beliebtesten Nahrungsgebern der im Garten vorkommenden Insekten. Vor allem die Hummeln sind hier zu finden, ebenso Honigbienen und auch Schmetterlinge. Beim Gang über die Wiese muss man daher aufpassen, wohin man tritt.
Der Rotklee gehört wie der Weißklee zu den wertvollen Nahrungspflanzen für Insekten, wird aber auch als Futterpflanze angebaut. Im langen trockenen Sommer hat er letztlich kapituliert, ebenso wie die meisten anderen Wiesenpflanzen und ist vertrocknet, zumindest die oberirdischen Teile der Pflanze.

Das Gänseblümchen
Das Gänseblümchen sind wohl in nahezu jedem Garten zu Hause. Und zu nahezu jeder Zeit. Am 29. Oktober gab es sie, ebenso jetzt Ende Februar. Der lateinische Zusatz „perennis“ bezieht sich auf diese Ausdauer.
Gänseblümchen im Rasen zeigen an, dass dem Boden Nährstoffe fehlen. Für Rasenbesitzer ein Zeichen, hier mit Langzeitdünger nachzuhelfen. Wer wissen will, was Hahnenfuß, Brennnessel und Ackerschachtelhalm bedeuten, findet Antworten bei Volker Kugel.
Die sauer eingelegten Knospen finden als Kapernersatz Verwendung auf der Speisekarte, geöffnete Blüten kann man dem Salat beimischen.

Das Taubenkropf-Leimkraut
Das Gewöhnliche Leimkraut, das Aufgeblasene Leimkraut oder die Klatschnelke, diese im Detail wunderbare Pflanze hat viele Namen. Als Mitglied der Gattung „Leimkräuter“ ist es z.B. mit der Lichtnelke eng verwandt; beide zusammen sind häufige Wiesenpflanzen.
Als Leimkraut sollte das Taubenkropf-Leimkraut eigentlich klebrig sein, ist es aber nicht. Dafür ist es eine genügsame Pflanze, die sich auch im Staudenbeet gut macht. Bei mir wächst sie an mehreren Stellen in der Wiese. Das Leimkraut lockt Bienen und Nachtfalter (daher soll es nachts auch etwas duften), aber auch Hummeln nehmen den Nektar gern. Letztere allerdings beißen ein Loch in den Kelch und holen sich die Nahrung auf dem kurzen Weg, ohne die Pflanze zu bestäuben. Das nennt man „Blüteneinbruch“, verjährt aber im Augenblick der Tat. Jedenfalls ist mir kein Gerichtsurteil in diesem Strafbestand bekannt.
In Teilen Spaniens (La Mancha) sind die Blätter des Leimkrauts ein geschätztes Gemüse (collejeros), das Sammeln der kleinen Blätter ist allerdings ein mühsames Geschäft.

Die Knoblauchsrauke
Dort wo Taub- und Brennnessel ihr Quartier aufgeschlagen haben, findet sich auch die Knoblauchrauke. Wie diese schätzt sie frische, stickstoffreiche Lehmböden. Für den Stickstoff sorgen schon die beiden Kompoststellen in ihrer unmittelbaren Nähe.
Der Lauchhederich, wie die Pflanze bei Flora Incognita heißt, ist eine wichtige Anflugstation für das Waldbrettspiel und den Aurorafalter. Beide habe ich bisher nicht im Garten entdecken können.
Die Blätter der Knoblauchrauke riechen beim Zerreiben nach dem Gewürz, so wie auch Bärlauch. Man schätzte sie früher als Gewürzpflanze und lobte ihre heilenden Kräfte (schleimlösend, antiseptisch). Blätter und Blüten sollten nicht gekocht werden, da sich der scharfe Lauchgeschmack dann verliert. Und auch die Körner lassen sich gut in der Küche verwenden.
In Amerika ist die Knoblauchrauke eingeschleppt, man vermutet, von europäischen Einwanderern, die auf die Gewürzpflanze nicht verzichten wollten.

Die Weiße Taubnessel
Hinten, vor den Bäumen, halb im Schatten, halb in der Abendsonne, schwenkt die Taubnessel Ende April ihr frisches Grün. Nesselgrün, auch das von der Brennnessel, ist für mich der Inbegriff von Frische, Frühling, Neuanfang.
Wie die Brennnessel auch ist die Weiße Taubnessel ein Stickstoffanzeiger. Das macht sie richtig gut, denn neben ihr befindet sich der Komposthaufen. Überdüngte Böden sorgen dafür, dass sich die Nessel gut ausbreiten kann. Sie ist – und das sei ihr zugute gehalten – eine Top-Bienenweide. Bei Wikipedia zitieren sie ein Buch, demnach sorgt ein Hektar Weiße Taubnessel für ca. 190 Kilo Honig. Wie bei so vielen Lippenblütlern ist hier auch die Hummel ein gern gesehener Gast, da sie mehr noch als die Biene für die Bestäubung sorgt.
Gegen Entzündungen, Husten, Schwellungen – die Taubnessel gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe.

Die Wilde Möhre
Die Wilde Möhre ist ein Elternteil der Karotte, die uns als Gemüse dient. Ihre Blätter riechen würzig, der griechische Name „daucus“ deutet darauf hin. Die Wurzel der Wilden Möhre ist blass, sie hat zu wenig Carotin, um eine orange Farbe zu bekommen. Aber sie ist genießbar.
Die Wilde Möhre ist nur echt mit der dunkelroten Blüte in der Mitte der Dolde (siehe das folgende Bild). Sie lockt Insekten an, vor allem Sandbienen finden sich an der Pflanze, aber auch Fliegen und Käfer aller Art. Die Dolde fällt aber auch auf, weil sie sich nachts einrollt und ein kugeliges Nest bildet.

Die Ackerwinde
Hm, der Duden schreibt die Ackerwinde zusammen, Wikipedia schreibt sie auseinander. Recherchiert man nach der Ackerwinde, so finden sich mit großer Wahrscheinlichkeit Verben wie „loswerden, rausreißen, entfernen, bekämpfen und vernichten“. Nun bildet die Winde ein Wurzelwerk, das bis in zwei Meter Tiefe reicht, sich knotig verdickt und immer wieder Ableger bildet. Die Pflanzen „erwürgen“ keine Nachbarn, können ihnen aber Nährstoffe und Licht rauben. Wäre da nicht diese schöne Trichterblüte, die für einen Tag so zartrosa bis weiß strahlt. Also blieb sie drin, bis auf ein Exemplar für das Foto.
Die Ackerwinde ist eine Heilpflanze, unter anderem enthält sie psychoaktive Alkaloide.

Das Weiße Waldvögelein
Nach knapp sechs Monaten in Oberkochen sagte sich überraschend ein Gast aus hohem Hause an. Nicht aus dem Top-Adel, aber immerhin. Das Weiße Waldvögelein (Cephalanthera damasonium), eine Orchideenart kam vorbei und blühte ausdauernd und mit vielen Blüten. Die Läuse waren entzückt und in deren Gefolge auch die Ameisen. Die Pflanze mag mildere Regionen und bevorzugt kalkhaltige Böden. Mild finden wir es hier in 650 Metern Höhe zwar seltener, Kalk gibt es hier tatsächlich genügend.
Im zweiten Jahr allerdings blieb der Besuch des Weißen Waldvögeleins aus. Die Orchidee ist auch unter den Namen Bleiches Waldvöglein oder Breitblatt-Waldvöglein bekannt.
Einen Teil des Kohlenstoffes bezieht die Pflanze aus Wurzelpilzen, die wiederum mit den umliegenden Bäumen verbunden sind.

Das Habichtskraut
Das Orangerote Habichtskraut ist eine Art aus der Familie der Habichtskräuter. Wie alle Habichtskräuter ist es schwer zu bestimmen, d.h. in diesem Fall kaum von anderen Vertretern der Habichtskräuter zu unterscheiden. Für mich ist es wegen seiner intensiven Färbung eines der liebsten Wilden im Garten. Das Rot der Knospen, von denen immer mehrere am Ende des Stängels sitzen, ist flammend, dazu borstig behaart.
