Käfer, Spinnen und Wanzen – alle von mir im Garten beobachteten Krabbler findet Ihr hier. Die Falter und Schmetterlinge finden sich in einem eigenen Artikel, ebenso Bienen, Hummeln und Fliegen.
Noch ein Hinweis in eigener Sache: Die Bestimmung der Arten ist mitunter sehr schwierig. Ist mir ein Fehler unterlaufen, so würde ich mich über einen Hinweis sehr freuen.
Der Inhalt
Die Punktierte Zartschrecke
Klein und vorsichtig mit den langen Fühlern tastend bewegt sich die „Heuschrecke“ auf der Kübelpflanze. Ein Heupferd? Wahrscheinlich eher eine Punktierte Zartschrecke (Leptophyes punctatissima), noch als Larve, die Punkte sind gut erkennbar. Die Tiere mögen Wärme, sind ansonsten aber anspruchslos. Sie gehören zu den Laubheuschrecken und ernähren sich von vielen Pflanzenarten und finden sich auch in grünen Inseln in den Städten.

Der Weberknecht
Kennt jeder, hat man schon oft gesehen – der Weberknecht. Also schaut man mit geringer Erwartung zur Sicherheit mal im Netz nach und findet: Einen Kosmos. Weberknechte sind mitnichten eine Art sondern eine ganze Ordnung unterhalb der Spinnen. 6600 Arten gibt es weltweit, in Deutschland finden sich 53 Arten.
Der Name führt etwas in die Irre, denn der Knecht webt nicht, er kann überhaupt keine Netze bauen, was ihn von einer anderen Ordnung der Spinnen, den Webspinnen, unterscheidet. Somit sei er auch nicht mit der ähnlich fragilen Zitterspinne (Keller, dunkle Ecke) zu verwechseln, die anfängt in ihrem Netz zu wackeln, wenn sie potentielle Feinde irritieren will.
Die Vielzahl volkstümlicher Namen zeigt die Bekanntheit des Weberknechts: Geist, Habergeiß, Habermann, Kanker, (Opa) Langbein, Mähder, Schneider, Schneidergeiß, Schuster, Tod, Waldschreit, Weber und Zimmermann (Quelle wikipedia.org/wiki/Weberknechte)
Der Weberknecht sucht winzige Insekten, Tiere, die er in Erdnähe mit seinen Tastorganen findet, nimmt aber wohl auch Pflanzenreste zu sich. Ein Bein kann er schon mal abwerfen, um Fressfeinde abzulenken. Man sieht ihn häufiger im Herbst.
Die Liste der Arten offenbart eine Vielfalt an Bezeichnungen, die einfach nur herrlich ist. Ich könnte mir vorstellen, einen ganzen Abend auf der Bühne nur Namen wie „Gasteiner Geweihkanker“, „Weißstirniger Riesenweberknecht“, „Westeuropäischer Krümelkanker“ oder „Steingrüner Zahnäugler“ zu präsentieren.

Arten im Garten – was steckt dahinter?
Die Lederwanze
Die Lederwanze mag den Ampfer, den ich nicht im Garten habe. Vielleicht war sie auch der Brombeeren wegen da, die es ihr auch angetan haben. Die Wanze macht das, was die meisten ihrer Art tun: Sie saugt Pflanzensäfte. Die erwachsene Lederwanze saugt beispielsweise die unreifen Früchte der Himbeere oder Brombeere, ihre Larven dagegen halten sich an die Blätter ihrer Wirtspflanzen. Die anfangs noch hellbraune Wanze wird durch häufiges Sonnenbaden immer dunkler.
Marginatus im Namen der Wanze bezieht sich wohl auf den (gesäumten) Rand ihrer Flügel. Sie gehört zur Familie der Randwanzen.
Die Lederwanze gehört zur gleichen Familie wie die Amerikanische Kiefernwanze, die vor allem im späten Herbst mit den ersten kühlen Nächten zu beobachten war. Die Rotbeinige Baumwanze und die Grüne Stinkwanze sind dagegen Mitglieder der Sippe der Baumwanzen.

Der gemeine Weichkäfer
Im Mai und Juni findet man den Gemeinen Weichkäfer (Cantharis fusca) ziemlich häufig, vor allem an weißen Doldenblühern. Oft sind mehrere Exemplare auf einer Blüte zu finden. Der Weichkäfer, der über keine gepanzerte Flügeldecke verfügt, jagt kleine Insekten, gern auch Blattläuse und wird daher auch gern den Nützlingen zugerechnet. Bei mir im Garten fand ich ihn an den frischen Blättern der Stachelbeere (Läuse!) und an der Wilden Möhre auf der Wiese.
Der Käfer ist mir aus frühester Kindheit bekannt. So um die drei Jahre war ich alt, als Größere mich vor diesem „Blutsauger“ warnten. Das Wort und das loslaufende Gedankenkino löste Entsetzen in mir aus, während ich versuchte, cool zu bleiben. Unglaublich, welchen Schreck Worte auslösen können, dass sie auch Jahrzehnte später nicht vergessen sind.

Der Gartenlaubkäfer
Kein Maikäfer und auch kein Junikäfer tummelt sich hier auf der Margerite. Es ist vielmehr der Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola), der manchmal als Junikäfer bezeichnet wird. Der „Junikäfer“ an sich existiert nicht, der Name wird landläufig wegen seines Auftretens verschiedenen Käfern zugedacht. Der behaarte Hinterleib und die sechsmalige Reihe schwarzer Punkte auf jeder Flügeldecke lassen ihn ziemlich sicher identifizieren. Er frisst Blätter von Laubbäumen, mag aber auch Kirsch- und Rosenblüten. Ein paar angefressene Blätter sind jedoch kein Problem. Und er dient seinerseits manchen Vögeln als Speise.

Die Blutzikade
Bedrohlich aussehend ist die Blutzikade (Cercopis vulnerata) schon mit ihrer roten Warnfarbe. Sie ist aber eine harmlose Pflanzensaugerin, sozusagen eine Smoothie-Liebhaberin. Die Gemeine Blutzikade ist sehr häufig, im südlichen und mittleren Deutschland, mittlerweile aber auch im Norden zu beobachten. Auf der Nabu-Seite steht, dass sie wohl auch den Nord-Ostseekanal erfolgreich überwunden habe. Der stellte eine ernstzunehmende Hürde da, weil die Zikade eine gute Springerin aber eine schlechtere Fliegerin sei. Abends im Hochsommer hört man das Zikaden-Konzert, wenn man die hohen Töne noch zu hören vermag.
Die Eier befinden sich meistens in Bodennähe in einem schaumigen unterirdischen Nest (Kuckucksspucke), dass den Nachwuchs schützt. Die Larven machen sich dann im Erdreich über die Wurzeln der Pflanzen her. Manchmal sieht man auch Schaumnester an Pflanzenstengeln, die von einer anderen Zikadenfamilie, den Schaumzikaden, gebaut werden. Die Zikade war 2009 Insekt des Jahres.

Die Kürbisspinne
Die Identifikation dieses Winzlings übernahm ein Experte von naturgucker.de, wies aber darauf hin, dass eine Bestimmung der Art so nicht möglich sei. Die Gattung aber ist die Kürbisspinne (Araniella), eine der häufigsten Spinnengattungen in Deutschland. Diese hier traf ich an einer Pippau, von denen vier oder fünf im Garten wachsen. Ein Netz habe ich nicht bemerkt, obwohl die Spinne zur Familie der Radnetzspinnen gehört. Es ist schon fies, den arglosen Fliegen und Faltern an der potentiellen Nahrungsquelle aufzulauern. Den grün-gelb runden Leib, der dem Lebewesen den Namen gibt, färbt sich erst im Frühjahr und ist in der Überwinterung eher braun.

Die Grüne Stinkwanze
In Deutschland finden sich weniger als 1000 Wanzenarten, die Grüne Stinkwanze gehört zu den häufigsten. Vor allem im Herbst, wenn es kälter wird, findet man sie an Fensterscheiben oder auch im Haus, weil sie für die Überwinterung die Wärme suchen.
Mit einem Namen wie „Grüne Stinkwanze“ (Palomena prasina) ist das Leben als solches schon belastet, aber die Wanzenwelt weist viele solcher abschätziger Namen auf: Düstere Erdwanze (Sehirus luctuosus) oder Rotrückiger Irrwisch (Alydus calcaratus). Die „Grüne“ trägt ihren Namen wohl zu Recht, sondert sie doch bei Gefahr ein übelriechendes Sekret ab. Diese Wanze hier fand sich auf dem weichen Blatt eines Wollziest, wo sie sich sonnte.

Die Rotbeinige Baumwanze
Auffälliges Merkmal der Rotbeinigen Baumwanze (Pentatoma rufipes) sind neben den rötlichen Beinen die orange gefärbte Schildspitze. Die Wanze zieht Laubbäume vor und lebt teils von den Früchten der Bäume, frisst aber kleine Insekten. Sie ist nicht selten, überall in Deutschland zu finden und weit darüber hinaus verbreitet.
Dieses Exemplar hier war in der Kühle des Morgens unbeholfen und stakste auf dem Stein herum. Inmitten der Blättern eines Baumes oder im gefallenen Laub wäre mir die Wanze nicht aufgefallen, aber hier auf dem hellen Stein war sie gut erkennbar. Zum Ende des Sommers fallen die Wanzen auf, weil sie die Wärme des Hauses suchen, häufig auch ins Haus kommen.

Die Amerikanische Kiefernwanze
Ein Neozoon ist diese Amerikanische Kiefernwanze (Leptoglossus occidentalis), eine Zugezogene, die ursprünglich nur in den USA und dort westlich der Rocky Mountains vorkam. Sie hat sich erst innerhalb des Nordamerikanischen Kontinents ausgebreitet und dann auf Übersee, wahrscheinlich als blinde Passagierin eines Frachtschiffes, wie man das jetzt häufiger liest.
Seit 1999 ist die Art auch in Deutschland nachgewiesen, vor allem in Brandenburg und Berlin. Ich vermute, dass es sich bei der Wanze auf dem Foto um eine Amerikanische Kiefernwanze handelt, weil sie schmal und groß ist, ein kaum sichtbares weißes Zickzackband auf der Mitte der Vorderflügel zeigt und an den Hinterbeinen auffällige Verdickungen aufweist.

Die Siebenpunkt-Marienkäfer
Man sollte meinen, dass der Siebenpunkter (Coccinella septempunctata) häufig im Garten anzutreffen sei. Ist er aber nicht, zumindest hier nicht, obwohl genügend Blattläuse an den Pflanzen waren. Der Marienkäfer, genauer der Siebenpunkt-Marienkäfer (drei schwarze auf jedem Flügel und einen direkt unter dem Halsschild), stand seit Anfang des 21. Jahrhunderts unter Druck, machten sich doch Arten aus dem Fernen Osten hier breit (Asiatischer Marienkäfer). Der einheimische Käfer soll sich jetzt aber stabilisiert haben. Im Gegensatz zum Kollegen, dem Zweipunkt-Marienkäfer, der sehr selten geworden ist.
Die Käfer überwintern im Moos, in Ritzen und Spalten, die warme trockene Luft im Haus lässt sie zugrunde gehen. Da die Larve sich bald verpuppt und nicht erst überwintern muss, trifft man zwei Generationen von Marienkäfern im Jahr. Der Siebenpunkt-Marienkäfer war Insekt des Jahres 2006.

Die Goldglänzende Rosenkäfer
Der Goldglänzende Rosenkäfer (Cetonia aurata) ist ein geschütztes Tier, bisher aber nicht besonders selten oder gefährdet. Ende Juli haben wir ihn zuerst gesehen, im Folgejahr war er wieder da. Meist hört man seinen tiefen Brummton, den er mit seinen Flügeln verursacht, dann sieht man seinen gemütlichen eher gradlinigen Flug, der nicht mit dem erratischen Geschwirre der Schmetterlinge gemein hat.
Die Hortensien hatten es ihm angetan, überhaupt bevorzugt er Doldenblüten. Schäden verursacht er keine Schäden an den Pflanzen, wie Gartenexperte Volker Kugel versichert. Ein naher Verwandter aus der Familie der Blatthornkäfer, der Pinselkäfer, war auch schon bei uns zu Besuch.

Die Glattschienige Pinselkäfer
Hinweis: Die Unterscheidung zwischen Glattschienigem (Trichius gallicus) und dem Gebänderten Pinselkäfer (Trichius fasciatus) ist mir anhand des Fotos nicht sicher möglich. Das sei zwar leicht möglich, wenn man sich die Vorderbeine der Käfer anschaut, aber das habe ich damals versäumt.
Der Glattschienige Pinselkäfer (herrlicher Name!) ist ein Verwandter des Grün-golden-schimmernden Rosenkäfers. Kopf und Halsschild sind behaart, die Flügeldecken zeigen je drei schwarze Flecken. Der Käfer mag es gern warm, er profitiert also von der Klimaveränderung. In Südwesteuropa findet man häufig, in Deutschland wohl vor allem in der Norddeutschen Tiefebene. Der Käfer entwickelt sich in totem Holz der Buche oder der Birke, man findet ihn an Waldrändern und auf Wiesen in der Nähe eines Waldes. Mit seiner gelbschwarzen Zeichnung gibt er vor, ein wehrhaftes Insekt zu sein, dabei mümmelt er friedlich Pollen und auch Teile der Blüten.

Die Gartenkreuzspinne
Die Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) sitzt seit Wochen zwischen den beiden Hortensien, verbindet beide Pflanzen mit ihrem Netz. Sie beklagt sich nicht, wenn beim Gießen ihr Netz ein wenig ramponiert wird, es ist kurze Zeit später wieder wie neu. Oft sitzt sie in der Mitte und wartet; kommt man ihr zu nahe, fängt sie ein wenig an zu zittern und versetzt das Netz in leichte Schwingungen. Die Spinne fängt in ihrem Netz auch Wespen, Bienen oder Fliegen, sticht und wickelt die Beute ein. Mit einem Enzym zersetzt sie ihre Opfer und saugt sie aus. Die weibliche Gartenkreuzspinne neigt nach der Fortpflanzung dazu, das Männchen anschließend zu töten. Im Garten habe ich in ihrem Netz noch kein Opfer gesehen. Die Kreuzspinne war 2010 Spinne des Jahres.
