Schmetterlinge und Falter finden sich recht häufig im Garten, in der Art auf einige häufig vorkommende Spezies beschränkt. Das Problem bei Ihnen ist ihre „Unrast“, sie sind daher etwas schwieriger zu fotografieren.
Noch ein Hinweis in eigener Sache: Die Bestimmung der Arten ist mitunter sehr schwierig. Ist mir ein Fehler unterlaufen, so würde ich mich über einen Hinweis sehr freuen.
Der Inhalt
Das Landkärtchen
Wer ein wenig in den Artikeln gelesen hat, dem fällt mein Gejammer auf, was die richtige Erkennung der Arten angeht. Die Unterschiede zwischen den Arten sind oft sehr gering und nicht auf jedem Foto zu erkennen. Das Landkärtchen (Araschnia levana) fügt diesen Problemen noch ein weiteres hinzu: Den Saisondimorphismus. Schmetterlinge der Frühjahrsgeneration unterscheiden sich deutlich von denen der Sommergeneration. So deutlich, dass man lange von zwei unterschiedlichen Arten ausging.
Das Landkärtchen, das sich im Juli in den Garten verirrt hatte (es blieb die einzige Sichtung), stammt wohl aus der Sommergeneration. Die Bänder aus weißen Flecken und der äußere orange Rand machen es unverwechselbar. Es liebt feuchtere Wälder und Waldränder und benötigt für seine Raupen frische Brennnesseln.
„Araschnia“ im lateinischen Namen ist eine falsche Schreibweise von „Arachnia“ – der Bezug auf die Spinne ist eine andere Deutung der netzartigen Zeichnung auf der Unterseite der Flügel.
Das Landkärtchen breitet sich seit 100 Jahren in Europa aus, hat Finnland erobert, erweitert seinen Bereich aber auch nach Süden, ist also wohl kein Wanderer im Zuge des Klimawandels. Das Landkärtchen war 2007 Schmetterling des Jahres.

Arten im Garten – was steckt dahinter?
Das Große Ochsenauge
Unter den Edelfaltern gehört es zu den Augenfaltern. Weil ein oder mehrere Flecken auf ihren Flügeln prangen, die einem oder mehreren Augen ähnlich sehen. Das Große Ochsenauge (Maniola jurtina) hat eines auf der Flügeloberseite, mit einem weißen Kern. Allerdings ist es beim Großen wie beim Kleinen Ochsenauge kompliziert: Die Arten weisen einen ausgeprägten Sexualdimorphismus auf. Das bedeutet nichts Schlimmes, nur das die weiblichen Vertreterinnen anders aussehen als die männlichen Vertreter der Art. Für einen Laien des Gebietes ein zusätzlicher Grund, vorsichtig bei der Bestimmung der Art zu sein und möglichst immer Unter- und Oberseite der Flügel zu fotografieren. Klappt aber nicht immer.
Ein gutes Erkennungszeichen des Großen Ochsenauges ist die breite graue „Binde“ über den gesamten Flügel, wie sie auf dem Bild oben gut zu sehen ist.
Ich tippe, dass 2022 das Große Ochsenauge zu den häufigsten Schmetterlingen gehörte, nicht nur im Garten, auch an den Waldrändern hier auf der Ostalb. Das Ochsenauge ist auch nicht sehr nahrungsspezifisch, es labt sich an vielen blühenden Pflanzen zwischen Mai und September. Dann ist Schluss, denn es bleibt bei einer Generation von Großen Ochsenaugen im Jahr.

Der Silbergrüne Bläuling
Der Silbergrüne Bläuling (Lysandra coridon) scheint etwas robuster zu sein als sein Familienmitglied, der Himmelblaue Bläuling. Er ist zwar nicht häufig, aber keinesfalls gefährdet. Sein Besuch im Hochsommer galt dem Dost, dessen Blätter wie Oregano riechen. Als Schmetterlingspflanze ist der Dost ein Volltreffer. Er ist ein eher scheuer Schmetterling und ein unermüdlicher Flatterer. Annäherungen mag er nicht, schon ist er auf und davon. Der hier aber war etwas dösig in der heißen Mittagssonne und so konnte ich ihn mit entfalteten Flügeln fotografieren. Wie immer faltete er seine Flügel aber nicht, so dass ich ihn leider nicht von der Unterseite fotografieren konnte. Ihre Raupen mögen die Symbiose mit Ameisen, die sie mit einem süßen Sekret locken, dafür beschützen die Ameisen die Raupen vor Fressfeinden. Win-Win für die Ameise und den Schmetterling des Jahres 2015.

Der Kaisermantel
Der Kaisermantel ist stattlich groß, unter den Perlmutterfaltern ist er mit 55 bis 65 mm der Größte. Er ist ein wenig schwierig vom Großen Perlmuttfalter zu unterscheiden, der auch schon Gartengast war. Bei der Bestimmung haben mit die Experten von naturgucker.de geholfen. Vom Kaisermantel (Argynnis paphia) gibt es im Jahr nur eine Generation, die man zwischen Juni und August finden kann; ihre bevorzugten Nahrungspflanzen sind Disteln, Brombeerblüten und Waldengelwurz. Unser Gast, Schmetterling des Jahres 2022, nimmt auch mit einer Dostblüte vorlieb.
Paphia, ein Teil des wissenschaftlichen Namens des Kaisermantel, ist ein Beiname der Aphrodite, der griechischen Göttin der Liebe und Schönheit.

Der Kleine Fuchs
Wasserdost und Distel gehören zu beliebten Nahrungspflanzen des Kleinen Fuchses, aber auch z.B. Lavendel und dazu hat er überaus viele fremdländische Pflanzen auf seinem Speisezettel. Ein Falter also, der nicht spezialisiert ist. In Wikipedia steht, dass allein für Baden-Württemberg 200 Nektarpflanzen für den Edelfalter nachgewiesen sind.
Der Kleine Fuchs überwintert an geschützten Stellen, gern unter dem Dachtrauf, in Schuppen oder ähnlich geschützten Lagen. Bei Sonne kann er schon im Februar mal tageweise unterwegs sein. Die Raupen benötigen das frische Grün der Brennnessel, das Laub ist ihnen nach der Blüte nicht mehr nahrhaft genug.
Hier im Garten ist er eher seltener zu sehen, am Lavendel, der frisch gesetzt in diesem Jahr noch wenig geblüht hat oder am Dost.
Der lat. Name bezieht sich einmal auf eine der drei Grazien der griechischen Sage (Aglais, Aglaia) und zum anderen auf die Brennnessel als beliebter Nahrungspflanze der Raupe (urtica)

Der C-Falter
Im Garten haben wir als eine erste Maßnahme drei Stachelbeeren gepflanzt. Die stehen auf der Wiese, etwas allein und ohne Anbindung, aber es geht ausnahmsweise mal nur um den Ertrag. Nachdem die Sträucher den Winter überstanden hatten, zeigten sich an einem der drei Blüten. Bei näherer Untersuchung stieß ich auf die Raupe des C-Falters (Polygonia c-album). Der Falter mag die Blüten und legt an Stachel- und Johannisbeeren gern seine Eier ab. Den ausgewachsenen Edelfalter selbst habe ich Garten nicht entdecken können. Bisher. Die Raupe durfte bleiben, wir haben im Sommer immer noch stolze 20-30 Stachelbeeren geerntet. Das C im Namen des Falters rührt von einer weißen Zeichnung auf dem Flügel, die an den Buchstaben erinnert.

Der Zitronenfalter
Seit die Distel auf der Wiese bleibt, ist auch der Zitronenfalter gekommen. Meist aber schwebt er durch den Garten, ebenso flatterhaft wie ein Kohlweißling, mit dem er die Familie gemeinsam hat und verschwindet dann wieder. Auf dem Foto habe ich ihn auf der Distelblüte erwischt. Die Männchen sind zitronengelb, die Weibchen dagegen eher blass bis grün-weißlich. Vom Kohlweißling kann man sie anhand der spitzzulaufenden Flügel unterscheiden. Noch eine Eigenart hat der Schmetterling: seine Flügeloberseiten sind in der Ruhestellung nie zu sehen, er klappt die Flügel sofort zusammen. Der Zitronenfalter, Insekt des Jahres 2002, hat mit 12 Monaten die längste Lebensspanne der mitteleuropäischen Schnmetterlinge.

Der Große Perlmuttfalter
„Grundsätzlich sehen sich alle Perlmuttfalterarten mehr oder weniger ähnlich“, so steht es auf der Fachseite von Lepiforum.org. Mir als Laien fällt die orangebraune Färbung der Flügeloberseiten auf, darauf schwarze Flecken. Und plötzlich ist die Welt voller Kaisermantel. Das stellt sich dann als Fehler heraus, am Ende ist es der Große Perlmuttfalter (Speyeria aglaja), der hier im Garten in größerer Zahl zuverlässig vorbeischaut und den Klee ebenso wenig verschmäht wie den Dost oder auch den Sommerflieder.
Der Große Perlmuttfalter ist für mich die geflügelte Unbeschwertheit, seine Flatterei unterbricht er immer wieder gern, wenn ein Artgenosse vorbeiflirrt. Dann geht es auf einen Tanz, zu dem dann manches Mal auch ein Dritter dazustößt. Genau so schnell ist das Treiben wieder vorbei und das Nektarsaugen wird wieder aufgenommen. Dabei bleibt er lang genug auf einer Blüte sitzen, um in aller Ruhe fotografiert zu werden. Oft wandert er auf der Blüte herum und öffnet dabei auch seine Flügel, so dass verschiedenste Aufnahmen seiner Flügel gelingen.
In der griechischen Mythologie ist Aglaia die Göttin der Anmut, eine der drei Grazien.

Das Taubenschwänzchen
Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) sind Wanderfalter, die in 14 Tagen bis zu 3000 km zurücklegen können. Mit ausgebreiteten Flügeln misst er zwischen 3,5 und 5 cm, sein Flug verursacht einen Brummton, der entfernt an einen sirrenden Elektromotor erinnert. Laut Wikipedia schlagen ihre Flügel 70-90 mal in der Sekunde und sie fliegen bis zu 80 km schnell. Taubenschwänzchen, die auch Taubenschwanz oder Karpfenschwanz genannt werden (wegen ihres Haarbüschels am Hinterleib) gehören übrigens zu den wenigen Insekten, die rückwärts fliegen können.
